An dieser Stelle abermals der Hinweis, dass es sich hier um Recherchen von Betroffenen mit freundlicher externer Unterstützung handelt. Für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann keine Gewähr übernommen werden. Bitte konsultieren Sie immer eine(n) Arzt/Ärztin, falls Sie Fragen oder gar Symptome haben.
Wann hatten Sie Ihre letzte Untersuchung der Aorta? In den letzten Monaten? Dann sind Sie bereits mitten im Thema. Noch nie? Dann gehören Sie zu den allermeisten Patienten, die - vielleicht - diese tickende Zeitbombe in sich tragen, es aber nicht wissen. Das Problem: Es gibt in den meisten Fällen keine Symptome und keine Beschwerden, wenn die Aorta sich ausdehnt und zu einem Aneurysma heranwächst.
Die Untersuchungsmöglichkeiten sind aufwändig, es muss ein konkreter Verdacht bestehen, wenn nach einem Aneurysma gefahndet wird. Schluckecho, CT und MRT mit Kontrastmittel sind die geeigneten
Diagnosemittel. Eine normal übliche Ultraschalluntersuchung genügt nicht. Die meisten Aortenaneurysmen werden als Zufallsbefund bei einer Ultraschalluntersuchung oder Computertomografie
entdeckt.
Leider wird die Diagnose immer noch oft zu spät gestellt. Pro Stunde steigt jedoch signifikant die Gefahr, daran zu versterben. Für Experten: Bei einer akuten Dissektion lässt sich das kurzfristige Sterberisiko anhand von erhöhten NT-proBNP-Konzentrationen prognostizieren.
Anmerkung: Die folgenden Ausführungen zur Symptomatik von Aneurysmen wurden mit freundlicher Genehmigung des Kantonsspitals / Universitätsspitals Basel übernommen. Weitere Infos zum Thema auf: https://www.arterienundvenen.ch - Besten Dank für die freundliche Unterstützung an Herrn Prof. Dr. Gürke!
Aneurysma-Symptome zeigen sich typischerweise bei betroffenen Patienten über Jahre hinweg überhaupt nicht. Wächst ein Aneurysma langsam, das heisst in der Regel ca. fünf Millimeter pro Jahr, spüren Sie keinerlei Schmerzen. Diese Abwesenheit von Symptomen kommt allerdings auch bei riesigen, bis zu zehn Zentimeter grossen Aneurysmen vor. So ist es also durchaus möglich, dass Sie bis zum Moment einer Ruptur völlig beschwerdefrei leben.
Ein symptomatisches Aneurysma wird als solches bezeichnet, wenn der Patient Beschwerden hat, die auf das Aneurysma zurückgeführt werden, bei denen aber eine Computertomographie keine Zeichen einer Ruptur aufweist. Verdrängt das Aneurysma Organe, kommt es vor, dass diese Beschwerden missinterpretiert werden. Treten Aneurysma Symptome auf, dann können sie, je nach anatomischer Lage des Aneurysmas, unterschiedlich sein.
Aortenaneurysmen der Brustschlagader (thoracale Aneurysmen) sind häufig völlig asymptomatisch. Der Patient wiegt sich in Sicherheit und begibt sich üblicherweise nicht zum Arzt. Nimmt die Grösse des Aneurysmas zu, können Rückenschmerzen auftreten. Diese werden leider von den meisten Betroffenen fehlinterpretiert. Im Falle einer Ruptur kommt es bei Aortenaneurysmen der Brustschlagader (thoracalen Aneurysmen) zu massiven Rückenschmerzen und häufig zu einem Kollaps wegen eines Blutdruckabfalls.
Aneurysmen im Bauchraum zeigen in der Regel ebenfalls keine Symptome. Es kann allerdings vorkommen, dass Ihr Bauch pulsiert. Bei einer Untersuchung durch Ihren Arzt ist dieser in der Lage, ein Aneurysma zu ertasten oder mit Hilfe von Ultraschall darzustellen.
Im Falle einer Ruptur kommt es bei Aortenaneurysmen im Bauchraum, die platzen, häufig zu einem Kollaps wegen eines Blutdruckabfalls. Die Aneurysmen führen zu heftigsten Schmerzen im abdominalen (der Teil des Rumpfes zwischen Brustkorb und Becken) oder lumbalen (Lendenwirbel) Bereich. Die Symptome gleichen denen einer Nierenkolik, so dass eine Verwechslung möglich ist. Kommt es zu einer Ruptur in die freie Bauchhöhle, ist die Wahrscheinlichkeit diesen Zustand zu überleben sehr gering, weil der Patient viel zu viel Blut verliert.
Häufig wird bei einem rupturierenden Bauchaortenaneurysma die Blutung nach einem ersten Ereignis und einem erheblichen Blutdruckabfall durch die Hinterwand des Bauchfells tamponiert. Bemüht man sich dann, den Blutdruck wieder auf normale Werte anzuheben, kommt es zu einer zweiten Ruptur in die freie Bauchhöhle.
Treten Symptome auf, die auf das Aneurysma zurückzuführen sind, müssen Sie schnell handeln. Denn meistens bedeutet das Beschwerdebild ein rasches Wachstum oder eine drohende Ruptur. Die Behandlung erfolgt mittels einer herkömmlichen offenen Operation, eines Stents (endovaskulär) oder einer konservativen Therapie.
Die Behandlungsmethode richtet sich nach dem Gesamtzustand des Patienten, welcher unter anderem vom Alter abhängig ist. Auch die anatomische Lage des Aneurysmas beeinflusst die Art und Weise der Behandlung.
Bei Aortenaneurysmen der Brustschlagader (thoracale Aneurysmen) behandeln die Ärzte heute zunehmend mittels eines Stents (endovaskulär), sofern die Anatomie des Aneurysmas diese innere Schienung erlaubt. Ab einem Durchmesser von sechs Zentimetern entscheidet man sich in der Regel für eine operative Behandlung (endovaskulär oder offen).
Behandlungsbedürftige Aneurysmen im Abdomen (der Teil des Rumpfes zwischen Brustkorb und Becken) werden oft endovaskulär behandelt. Diese Art der Behandlung erfolgt in der Regel ab einem Querdurchmesser von 5 bis 5,5 cm. Sie richtet sich nach dem Gesamtzustand und dem Alter des Patienten sowie den individuellen Ausgangsbedingungen. [...]
Die konservative Behandlung eines Aneurysmas (Anm. d. Redaktion: ohne Operation) betrifft kleine und ungefährliche Aneurysmen, die durchaus häufig vorkommen. Sie konzentriert sich auf die Bekämpfung der Risikofaktoren, die zur Entstehung eines Aneurysmas führen, sowie die Behandlung von Begleitkrankheiten.
Anmerkung: Die OP-Techniken und Studien liefern regelmäßig neue Erkenntnisse und Evaluationsergebnisse. Gerade in den letzten Jahren wurden hier enorme Fortschritte gemacht (Stand: 2020). Entscheidend ist immer der individuelle Befund des Patienten. Spezialisierte Kompetenzzentren klären über die Vor- und Nachteile der Behandlungsoptionen für die individuelle Indikation auf.
Aortenaneurysmen zeigen selten Symptome - sind aber mit steigendem Durchmesser eine unmittelbare Gefahr.
Wer das erste Mal mit dem Thema Aortendissektion konfrontiert wird, ist vermutlich zuerst einmal fast erschlagen von der Fülle an Informationen. Das geht vielen Patienten so. Schließlich sind Aortendissektionen nicht so bekannt und verbreitet wie z. B. Herzinfarkt, Schlaganfall und Sepsis.
Dennoch sind sie eng mit diesen Themen verbunden und keineswegs weniger bedrohlich. Je früher eine drohende Dissektion entdeckt wird, desto besser die Prognose. Der Verfasser dieser Zeilen hatte erst Wochen nach dem Ereignis ein Verständnis für die Krankheit entwickelt. Unter einem Herzinfarkt können die meisten etwas verstehen. Was aber eine Aortendissektion ist - dazu braucht es mehr Informationen. In Hinblick auf Sterblichkeit, Komplikationsrisiko und Langzeitfolgen ist die Aortendissektion meist deutlich riskanter als ein Herzinfarkt.
Besondere Herausforderungen ergeben sich außerdem durch chronische Bindegewebserkrankungen wie das Marfan-Syndrom, das Ehlers-Danlos-Syndrom, das Loeys-Dietz-Syndrom und die Bikuspide Aortenklappe.
Das Stiftung Hospital zum Heiligen Geist aus Frankfurt fasst die Faustregeln zu Durchmesser und Risiko zusammen:
Quelle: Stiftung Hospital zum Heiligen Geist (abgerufen: 02/2022)
Das Beispiel der Patientengeschichte von Nikolaus Kahlen zeigt, dass selbst im Krankenhaus die Aortendissektion nicht immer sofort erkannt wird. Mit jeder Stunde steigt das Risiko zu versterben. Äußerlich wird oft nur ein niedriger Blutdruck festgestellt. Innerlich spaltet sich die Schlagader auf und droht zu platzen. Leider schaffen es viele Patienten oft nicht rechtzeitig in die fachlich geeignete Klinik.
Die Sterblichkeit liegt mitunter bei 40 (!) Prozent. Das Fallbeispiel dieses Patienten zeigt, dass oftmals auch viel Glück eine wichtige Rolle spielt. Die Operation im Fall von Nikolaus Kahlen war sehr aufwändig, weil lange Strecken der Schlagader durch Implantate ersetzt werden mussten. Es gab jedoch keine medizinisch sinnvolle Alternative. Lediglich bei Dissektionen vom Typ B wird mitunter auf eine OP verzichtet und medikamentör behandelt. Das war in seinem Fall nicht möglich.
"2012 erlebte ich selbst eine Aortendissektion und konnte nur durch das schnelle und kompetente Eingreifen im Herzzentrum Leipzig diesen Notfall überleben.
Das Ereignis der Dissektion fühlte sich bei mir an wie ein plötzlicher Schuss in die Brust - ohne Wunde. Danach ca. 1-2 Minuten nichts, nur irgendein "Wühlen" in der Brust. Nach ca. 60 Sekunden wurde das linke Bein hölzern und verlor alle Kraft, wurde komplett schlaff. Nach weiteren zwei bis drei Minuten auch das rechte Bein. Das war der Beginn der Querschnittslähmung. Beide Beine konnten überhaupt nicht mehr angesteuert werden, es war nur noch das Kriechen auf dem Boden möglich.
Etwa 45 Minuten später kam es zum Kammerflimmern und es musste die Wiederbelebung eingeleitet werden. Außerdem ereignete sich auch noch ein Schlaganfall.
Die schnelle Diagnose in der Notaufnahme der Uniklinik Leipzig nach einem Notfall-CT sorgte für die einzig richtigen Maßnahmen zum rechtzeitigen Zeitpunkt: Sofort wurde ich - bereits in Narkose - an das Herzzentrum Leipzig (Prof. Michael A. Borger, MD, PhD) übergeben. In einer Not-Operation wurde die Aortenklappe rekonstruiert, der Aortenbogen ersetzt und am Bein ein Stent gesetzt, um die Blutversorgung des Beines wiederherzustellen.
Die Querschnittslähmung blieb. Allerdings kehrten Restfunktionen in den Beinen zurück, sodass wenige Meter zu Fuß bewältigt werden können und im Alltag jeder Ort zu Fuß erreicht werden kann.
Vielleicht war es diese Querschnittslähmung, die mein Leben gerettet hat. Denn auch heute noch wird eine Aortendissektion zu oft nicht rechtzeitig erkannt. Wäre ich nur wenige Minuten später in die Klinik gekommen, dann wäre ich ganz sicher nicht mehr am Leben. So gesehen: Danke für die Lähmung!
Heute bin ich Ressourcenexperte und erreiche wieder jeden Ort zu Fuß. Treppen? Kein Problem. Und das ist gut so, denn auch heute noch besteht unser Alltag aus vielen unnötigen Barrieren. Das fängt beim Bäcker an, geht in der Stammkneipe weiter und endet leider noch nicht einmal bei Ärztehäusern.
Viele Barrieren ließen sich ohne großen Aufwand beseitigen. Im Eingangsbereich von Gaststätten und kulturellen Einrichtungen, in Innenstädten, die doch so gerne belebt werden wollen.
Stand: 03-2023 - Überlebender seit 10,5 Jahren. Mutmacher für andere.
In selten Fällen (unter 5%) können sich Implantate entzünden (Aortitis). In diesem seltenen, aber gefährlichen Fall kommt es zu hohen Entzündungswerten (CRP-Wert über 100) und im weiteren Fortgang zu einer Blutvergiftung. Grund sind Erreger, die sich mit Blut dem Blut im ganzen Körper verteilen. Ein typisches Symptom zu Beginn der Infektion: Schwankendes Fieber (z. B. regelmäßig hohes Fieber und Schüttelfrost abends, was aber tagsüber zurück geht, um dann abends wieder zu steigen). Eine radioaktive Diagnose durch ein PET CT (oder neuerdings auch PET MRT) zeigt Entzündungen des umliegenden Gewebes. Da eine Prothese künstlich ist, können sich Bakterien dort absiedeln und vermehren. Das körpereigene Immunsystem erreicht sie dort hingegen nicht.
In den allermeisten Fällen wird - wie hier im Fallbeispiel gezeigt - das Implantat ausgetauscht. So auch die Empfehlung der LMU München, die dazu ein Forschungsprojekt ins Leben gerufen hat. Allerdings ist die OP und der Austausch von Implantaten hochriskant. Insofern ist auch eine medikamentöre Behandlung zu erwägen. Der Verfasser dieser Zeilen wurde vor knapp drei Jahren über sechs Wochen lang stationär mit Reserveantibiotika (i.v.) behandelt. Eine Re-Operation erschien hier zu riskant. Wenn allerdings der Entzündungsherd klar identifiziert ist und durch ein defektes Implantat Eintrittspforten existieren, dann muss operiert werden, wie dieses Beispiel eindrucksvoll zeigt.
Noch einmal muss betont werden, dass diese Art von Komplikationen extrem selten sind.
Aneurysmen unter 5 cm werden meistens erst einmal beobachtet, wenn keine weiteren Risikofaktoren auftreten. Befindet sich die Gefäßerweiterung in der Bauchaorta, kann mitunter ein Stent gesetzt werden, es muss also nicht offen operiert werden. Das Beispiel zeigt das mögliche Vorgehen bei einem Bauchaneurysma. Welche OP-Technik im konkreten Fall zum Einsatz kommt, muss anhand der individuellen Voraussetzungen geprüft werden. Auch die Expertise des medizinischen Personals spielt dabei eine Rolle. Grundsätzlich zeigt die Erfahrung vieler Patienten, dass Kompetenzzentren (z. B. Aortenzentrum, Gefäßzentrum, Herzzentrum) mit der entsprechenden Spezialisierung bessere Erfolge vorlegen kann als Häuser mit weniger Routine in diesem speziellen Krankheitsfall. Mitunter lohnt sich eine zweite Meinung.
Vereinfacht gesagt werden Aneurysmen und Dissektionen im Aortenbogen (Typ A) derzeit immer noch bevorzugt offen operiert. Dazu wird der Brustkorb geöffnet (Sternotomie) und die Herzfunktion für eine kurze Zeit durch eine Herz-Lungen-Maschine ersetzt. Die Prognosen dieser OP-Technik sind besser als es die Beschreibung für Laien erscheinen lässt. Der Aortenbogen kann vielleicht als der Bereich mit den vergleichsweise wenigen Komplikationen während und nach der Operation bezeichnet werden.
Dennoch nehmen minmalinvasive OP-Methoden auch im Bereich des Aortenbogens zu. Ob und inwiefern eine Stent-OP infrage kommt, hängt von der individuellen Situation des Patienten ab (z. B. Alter). Fachlich fundierte Aufklärung ist nur im Dialog mit den Experten und Expertinnen möglich. Hier exemplarisch ein Video der Gefäßchirurgie in Siegen.
Wie bei nahezu allen Krankheiten gibt es auch bei Aortenaneurysmen Faktoren, die vom Patienten beeinflusst werden können und Faktoren, die eher dem Schicksal oder der eigenen Genetik entspringen.
Es sind die üblichen Faktoren, die insgesamt zu Herz-Kreislauferkrankungen führen:
Eine Operation an der Aorta ist ein schwerer Eingriff und für den Körper eine außergewöhnliche Belastung. Insbesondere wenn es eine Notfall-OP ist und keine geplante Operation. Aus persönlichen Erfahrungsberichten hat sich eine Faustregel ergeben. Demnach ist bei einer offenen Operation mit etwa einem Jahr zu rechnen, bis man nach einem Notfall wieder zurück im Alltag ist. Wie dieser Alltag dann genau aussieht, hängt wiederum vom individuellen Fall ab.
Für alle, die vor einer geplanten Aneurysma-Operation, hier einige beruhigende Erfahrungen:
Eine akute Aortendissektion ist ein lebensbedrohlicher Notfall, der in den meisten Fällen unbehandelt tödlich endet. Die Sterblichkeitsrate beträgt etwa 50 Prozent in den ersten 48 Stunden nach einer akuten Aortendissektion. Die Überlebensrate nach einer Operation beträgt etwa 80 Prozent.
Die Prognose hängt auch von der Art der Dissektion ab. Stanford-B-Dissektionen haben eine bessere Prognose, und 80-90 Prozent der betroffenen Patienten überleben die nächsten zwei Jahre.
Doch Vorsicht: Das bedeutet nicht, dass man nach zwei Jahren tot umfällt! Der Verfasser dieser Zeilen lebt schon über zehn Jahre mit einer operierten A- und einer nicht operierten B-Dissektion. Zudem kennt er Patient*innen, die bereits 25 Jahre und mehr überlebt haben.
Aussagen zu Überlebensraten sind immer statistisch in Bezug auf eine bestimmte Stichprobe zu betrachten und lassen sich nicht auf den konkreten Einzelfall übertragen. Wird nur ein Zeitraum von zwei Jahren untersucht, dann sind das keine Aussagen zu vier, sechs oder zehn Jahren vor.
Oder anders und ganz pragmatisch betrachtet: Die Tatsache, dass diese Zeilen gelesen werden, zeigt, dass bereits sehr viel sehr gut gelaufen ist.
Es ist wie mit einem Neuwagen: Der erste Kratzer ist eine Katastrophe. Aber nach ein paar Jahren und bei guter Wartung läuft und läuft er. Trotz Kratzer.
Für alle, die bis hierhin gelesen haben: Gratulation — und weiterhin viele gute Jahre!
Zu allen medizinischen Fragen bitte den Facharzt oder die Fachärztin konsultieren!